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Den Suizidversuch live gefilmt

Symbolbild
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Weitere Details zur Tötung auf der Reichenau beim Gerichtsverfahren vor dem Landgericht Konstanz

Konstanz. Am 3.Verhandlungstag im Konstanzer Prozess um die gewaltsame Tötung der 49jährinen rumänischen  Ernethelferin im Juli 2021 auf der Reichenau wurde ihr tatverdächtigter Ex-Freund (46) mit weiteren Zeugenaussagen konfrontiert. In beharrlichem Schweigen versunken, sitzt der eher schmächtige Angeklagte in Fussfesseln vor zwei Polizisten und betrachtet unverwandt die Zeugen, wobei die Schwester und der 16jährige Sohn der Getöteten, aber auch Ex-Kollegen den Blickkontakt meiden.

Nur seine beiden eigenen Söhne (20, 21) suchen nach ihren Aussagen mehrfach den Blick des Vaters. Die Zeugen berichten mehrheitlich von ihrer Kenntnisnahme wiederholter Streitigkeiten des Paares und verbaler Drohungen des Verdächtigen gegenüber der Frau kurz vor der Tat, als sie bereits 2 Wochen getrennt lebten. Sie äußerte zunehmend reale Angst vor dem Ex-Partner weshalb ihr der Kontakt zur Polizei angeraten wurde. Das Paar hatte sich im Internet kennengelernt, als die Frau noch in Spanien arbeitete und der Tatverdächtige ihren Wechsel zur Reichenau als Ernteelferin organisieren konnte.

Sie zogen zusammen, doch anfänglich kleine Alltags-Streitigkeiten wurden immer häufiger und immer heftiger. Mal ging es um das Geld, was sie angeblich verschwende, während er für ein Haus sparen wolle, aber die Miete nicht zahle, mal um das Auto, was er mit ihrer Erlaubnis fuhr, ohne einen Führerschein zu besitzen. Er zeigte sich überaus eifersüchtig - durchweg grundlos, wie vielfach bezeugt wurde - und beleidigte sie oft lautstark und ordinär. Er, der sie wohl in seinem Besitz wähnte, sei enttäuscht gewesen von ihr, für die er so viel gemacht habe. „Wenn sie mein Geld anrührt, werde ich sie umbringen“, so zitiert ihn ein Mitbewohner. Sie habe ihm mit der Trennung nach seiner Meinung nicht nur gezeigt, dass sie ihn nicht mehr brauche, sondern sie habe auch Kollegen gegen ihn aufgebracht mit der Behauptung, er habe sie geschlagen, worauf sie ihn vor aller Augen ohrfeigte - 2 Tage vor der Tat. Mit der Trennung habe sich sein Verhalten stark verändert. Galt er zuvor schon als unzufrieden, unruhig, nervös, überreagierend, laut schreiend oder auch verschlossen, so sei er nun traurig, antriebslos, weinend oder wütend angetroffen worden. Er versuchte wohl auch über Familienangehörige, das spätere Opfer um Verzeihung für seine Schimpftiraden zu bitten, da er sie vermisse, nachdem er sie zuvor noch als „alte Kuh“ bezeichnet hatte, die er nicht mehr brauche. Handgreiflich sei er ihr gegenüber jedoch nie geworden, auch nicht zu ihrer Schwester oder ihrem Sohn, der jedoch von einer „kalten Beziehung von Anfang an“ sprach - er brauche mehr als eine Stunde, um alle dessen gehässige Schimpfworte aufzuzählen.

Am Morgen des 14.Juli, als er vom Verschwinden seiner Mutter erfuhr und danach die Blutlache fand, habe er den nun Angeklagten sofort angerufen, der ihm beim Rückruf die Tötung seiner Mutter gestand, da er sie geliebt habe. Bezeugt wurde vom 20jährigem Sohn des Angeklagten, dass sein Vater ihn ebenfalls angerufen habe, da er die Frau umgebracht habe und sich auch umbringen wolle. Im zweiten Anruf sei die Getötete auf dem Rücksitz zu sehen gewesen, dann sein Vater, wie er sich das Messer an seine Kehle setzte.

Facebook habe diesen Stream ob der Gewaltszene rasch gelöscht, es sei aber noch ein Foto dieser Szene erhalten. Er habe auch den älteren Bruder auf der Reichenau verständigt, der damals beim Vater lebte. Beide Söhne berichten auf behutsame Nachfragen des Leitenden Richters Hornstein, dass ihr Vater wohl die Scheidung und Trennung von der Familie, zu der auch eine 12jährige Tochter zählt, nach Verbüßung seiner Gefängnisstrafe als Trauma nicht bewältigt habe und immer noch an ihrer Mutter hinge, die ihn als Einzige je geliebt habe. Es habe für ihn keinen Sinn mehr, weiterzuleben.

Bis zur Urteilsverkündung sind es noch zwei Prozesstage.

Wochenblatt @: Oliver Fiedler