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Die fünfte Jahreszeit

| Der Bunte Hund

Ho Narro, Narri Narro und Hoorig heißt es nun wieder überall im Wochenblattland liebe Leserinnen und Leser.

Die 5. Jahreszeit hat ihren Höhepunkt in der kommenden Woche nun endlich erreicht. Für manche von uns Vierbeinern ein Ausnahmezustand, denn am Leinenende werden wir von Hexe, Teufel oder einem Narro durch die Gegend geführt. Die Fasnachtszeit. Ein Ausnahmezustand des Feierns und der ausgelassenen Stimmung. Bei jedem? Nun, es gibt diejenigen Narren, welche in tiefe Sinnkrisen stürzen würden, dürften sie ihre Häser nicht tragen und ihren Bräuchen nicht nachgehen. Andere Zweibeiner hingegen sind froh, wenn sie der fasnachtlichen Gesellschaft aus dem Weg gehen können und von dem ganzen Trubel nichts mitbekommen. Vielleicht haben sie es während dem ganzen Jahr mit einem Haufen Narren zu tun und können daher der offiziellen Narrenzeit nichts Positives abgewinnen… Wie auch immer, während in vielen Städten zum Auftakt in langen, weißen Gewändern lärmend und kläppernd durch die Straßen gezogen wird, sehen die Kostümierungen an den anderen Tagen dann wieder recht abwechslungsreich aus. Ob Poppele, Hansele, Blätz oder Garde, im eigentlichen Ursprung haben diese närrischen Tage viel traditionelles in sich, was aber vielen Feierwütigen entweder nicht geläufig oder einfach auch nur schnurzegal ist. Für manch einen ist es ein Ausnahmezustand, in dem man sich vermeintlich alles leisten kann und in dem dann leider auch manchmal der Anstand auf der Strecke bleibt. An manch einem dieser Gesellen würde ich gerne mein Beinchen heben, denn die närrischen Tage sind kein Freibrief für ungehobelte Verhaltensweisen.
Ein echter Narr kann sich dagegen vieles Leisten in dieser Zeit und ist überall ein gern gesehener Gast. Die Gastfreundschaft wird gerade im dörflichen Fasnachtstreiben großgeschrieben und Türen stehen für jeden mitfeiernden weit auf. Eine Freiheit und Selbstverständlichkeit wie sie in der heutigen Zeit selten zu finden ist. Dieser Ausnahmezustand und die gemeinsame Feierlaune, gerade in den kleinen Gemeinden, machen diesen Brauchtum zu etwas besonderem. Dabei steckt ein ernster Hintergrund hinter dem närrischen Treiben, so hat es jedenfalls mein Herrchen meinen kleinen Zweibeinern erklärt. In einer Zeit, in der viele Menschen noch nicht lesen konnten und die Gottesdienste in den Kirchen in Lateinisch abgehalten wurde, musste den einfachen Zweibeinern das Heilsgeschehen durch Prozessionen und Schauspiel erklärt und vorgeführt werden. Daraus entwickelten sich im laufe der Jahre immer mehr unterschiedliche Maskeraden, die Häser, wie sie genannt werden. Es gibt in den vielen Zünften inzwischen zwar viele Hästräger aber wenig echte Narren. Doch manch ein echter Narr ist sich der Tradition und des besonderen Stellenwertes dieses gelebten Brauchtums sehr bewusst und nutzt die Gunst der Stunde, um sein Missfallen an dem ein oder anderen Geschehen offen kund zu tun. Dies wird ihm nicht krummgenommen. Im Gegenteil, es verschafft ihm sogar in der heutigen Zeit den Ruf des scharfsinnigen Narren, den man nicht unterschätzen sollte. Mein Herrchen hat meinen kleinen Freunden dann noch die Geschichten vom Hoorigen Bär, vom Kappedeschle und vom Hans Kuony erzählt… Weise Leute, die Narren, welche schon in früheren Zeiten nicht nur ihre Herrscher belustigten, sondern auch mit Weisem Rat zur Seite standen. Im Grunde eine spannende, lebendige Tradition, die da von den Zweibeinern Jahr für Jahr zelebriert wird.

Ich wünsche ich Ihnen allen eine „glückselige Fasnet“,

Ihr Dr. Einstein.

Wochenblatt @: Der Bunte Hund

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