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Einen Haken dran machen beim Streuhau

Streuhau Dialog
Im Seminarraum des Milchwerks tauschten sie die Initiatoren der Petition "Rettet das Streuhau" mit OB Simon Gröger und Vertretern der Stadtverwaltung aus. Gröger sieht den Bau eines Hotels nun im Herzen als wichtigen Beitrag zu mehr Wirtschaftskraft in der Stadt an, die Gegner stellen die Notwendigkeit weiter in Frage. swb-Bild: of

Initiative »Rettet das Steuhau« im Dialog mit Ob Simon Gröger über Tourismus

Radolfzell. 3.459 Unterschriften hatten die Initiatoren der Petition „Rettet das Streuhau“ am Aschermittwoch OB Simon Gröger überreicht und ihm gleichzeitig dafür gedankt, dass er hier eine neue Linie einschlagen wolle, mit der Ausweisung eines Landschaftsschutzgebiets für den Bereich zwischen der intensivst genutzten Herzenszone und dem Naturschutzgebiet um die Aachmündung. Nun wurde das Versprechen umgesetzt, mit den Vertretern der weiterhin kritischen Initiative in einen Bürgerdialog einzutreten.
von Oliver Fiedler
Seit dem Aschermittwoch bis zum Treffen in der Karwoche mit den Petanten hatte sich freilich einiges getan, die Nutzer im Herzen waren im Milchwerk zum wohl bislang größten runden Tisch Radolfzells zusammengekommen, der durch viele Stimmen deutlich machte, dass das Hotel selbst nicht das einzige Konfliktpotenzial in dem Gebiet birgt, und dass insgesamt auch zu viel touristischer Druck beklagt wird. Und im Radolfzeller Gemeinderat wurde tatsächlich die Entscheidung gefasst, das Streuhau zum Landschaftsschutzgebiet zu erklären, nebst der gleichzeitigen Änderung der Flächennutzungspläne, um diesen Schritt auch raumplanerisch abzusichern. „Wir haben in diesem Punkt einen Haken dran gemacht“, unterstrich Simon Gröger bei diesem „Bürgerdialog“. Denn im Radolfzeller Gemeinderat seien in den letzten Jahren Beschlüsse doch immer wieder verändert worden, zum Thema Streuhau sollte nun Wort gehalten werden. Und in Sachen Landschaftsschutzgebiet, wie der veränderten Hotelplanung, soll es nun auch rasch weiter gehen. Bereits in der nächsten Sitzungsrunde im Mai werden weitere Schritte festgelegt, wie Wolfgang Keller, Leiter der Abteilung Landschaft und Gewässer, beim Treffen erklärte. Der Investor sei weiter im Boot bei einer Hotelplanung an einem anderen Standort östlich des bestehenden „Bora-Hotels“, dafür müsse nun der Rahmen geschaffen werden, genauso wie das Landschaftsschutzgebiet auch in seinem Umfang genau definiert werden soll.
Die Petanten stehen freilich den Hotelplänen insgesamt noch immer kritisch gegenüber. Sie fragten nach, ob mit der jetzigen Entscheidung ein Ja für das neue Hotel ausgesprochen worden sei, was seitens der städtischen Vertreter bejaht wurde. Simon Gröger unterstrich, dass sich Radolfzell entwickeln müsse, auch in Sachen Tourismus, was für ihn ein Wirtschaftsfaktor ist. Nachgefragt wurde, wieviel Gewerbesteuer denn das Bora-Hotel überhaupt die Stadt Radolfzell zahle, was aber Gröger mit Verweis auf das Steuergeheimnis nicht beantworten konnte. Diese Gewerbesteuer könne man nicht alleine heranziehen, da die Gäste eines solchen Hotels ja auch für andere Einnahmen in der Stadt sorgen würde. Die Frage, ob man ein Hotel in diesem Bereich grundsätzlich wolle, hätte man auch vor 30 Jahren führen müssen, jetzt sehe er, dass es einfach defizitäre Entwicklungen in der Wirtschaftskraft der Stadt gebe, denen man nun entgegenwirken müsse. Es gehe ihm selbst um ein vertretbares Maß in der ganzen Entwicklung. Kritisiert wurde aber weiter, dass der Druck durch den Tourismus auf die Stadt schon enorm sei, die ja alle auch an das Wasser wollten, was auch beim runden Tisch mit den Herzen-Anliegern immer wieder zur Sprache kam. Vorgeschlagen wurde gar, „Streetworker“ im Herzen einzusetzen, um den Konflikt zwischen Gästen und den Einheimischen hier zu befrieden, denn viele Radolfzeller wollten wegen des Andrangs gar nicht mehr während der Saison an den See. Eigentlich solle das Seeufer ja auch eines für die Radolfzeller sein, wurde unterstrichen. Dem Wunsch, dass die Petanten auch an den nächsten runden Tisch kommen können, verneinte Gröger freilich, denn da ginge es ja um die Interessen und Anliegen der direkt dort gelegenen Anlieger. Gröger kündigte indes an, dass das Thema Landschafsschutz auch bald die Mettnau betreffen könnte, die durch die Besucher ja einem ähnlichen Druck ausgesetzt sei. Trotz aller Kritik in der Diskussion wurde freilich ein Dank ausgesprochen. „Wir sind durch die jetzigen Schritte innerhalb so kurzer Zeit ja schon viel weiter gekommen“, so eine der Teilnehmerinnen der Diskussion im Seminarraum des Milchwerks.

Wochenblatt @: Oliver Fiedler