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Mehr Lebensraum für die Fische

Wehr Geisslibach
Das Stauwehr im Geisslibach, am südlichen Dorfrand von Willisdorf, wird abgebaut. swb-Bild: Ritter

Abriss des Mühlenwehr am Geisslibach ist nächster Schritt der Renaturierung

Diessenhofen/ Willisdorf. Die Renaturierung des Geisslibachs geht in eine weitere Runde. Der Abschnitt, der nun in Angriff genommen werden soll, ist kurz, aber spektakulär. Ein Stauwehr und Verbauungen aus Beton werden zurückgebaut und ein Seitenkanal wird ausgetrocknet und zugedeckt.

Das alles passiert in Willisdorf bei Diessenhofen. Seit der Renaturierung des unteren Bachlaufs bis zur Mündung in den Rhein vor zehn Jahren können Fische ungehindert in den Geisslibach schwimmen, aber nur bis zum Stauwehr in Willisdorf. Dort ist für sie Endstation.

Das Wehr gehört der Mühle Bachmann und versorgte die Turbine eines Kleinkraftwerkes. Vor einem Jahr stellte Familie Bachmann das Kraftwerk jedoch ab. Die Konzession für die Stromerzeugung war abgelaufen und eine Erneuerung hätte grosse Investitionen erfordert. Das Wehr darf jetzt abgerissen werden.

Mit dem Rückbau wird der Weg in den oberen Bachabschnitt für die Fische frei. Profitieren werden vor allem Forellen. "Wir setzen im Unterlauf des Geisslibachs junge Forellen aus" erklärt Roger Birk, Zunftmeister der Fischerzunft. Viele Forellen werden nach dem Abbruch des Wehrs weiter bachaufwärts ziehen, sagt er.

Renaturiert werden rund hundert Meter ab der Brücke bei der Mühle Bachmann bachaufwärts. Das Uferschutzgebiet bleibt im heutigen Umfang erhalten. Die angrenzenden Felder und der Wanderweg sind von der Renaturierung nicht berührt. Der heutige Niveauunterschied des Bachs als Folge des Rückstaus wird ausgeglichen. Markus Birk, Stadtpräsident von Diessenhofen, rühmt das Vorhaben. "Nach Abschluss der Arbeiten sind Flora und Fauna besser eingegliedert und der Bach ist fischgängig bis zur Mündung in den Rhein" sagt er.

Bauherrin ist die Stadt Diessenhofen. Sie beauftragte die Fröhlich Wasserbau AG aus Frauenfeld mit der Planung. "Wir haben gute Erfahrungen mit diesem Ingenieurbüro gemacht" sagt Birk. Fröhlich leitete mehrere Projekte für die Stadt Diessenhofen und für die Gemeinde Basadingen-Schlattingen. "Die Landeigentümer rund um das Projekt, unter anderen die Mühle Bachmann, wurden in die Projektierung eingebunden", so Birk. Die Planung ist abgeschlossen. Jetzt bereitet Fröhlich die Ausschreibung der Arbeiten vor. Die Auftragsvergabe ist Sache der Stadt. Sie muss sich an detaillierte Richtlinien halten. "Unternehmer aus unserer Region haben dabei Vorteile" erklärt Birk. Ein Aspekt sei aus ökologischer Sicht der kurze Anfahrtsweg. Nebst vielen weiteren Kriterien spiele auch eine Rolle, ob das Unternehmen Lehrlinge ausbilde. Die Vergaberichtlinien erlauben, bei vergleichbaren Voraussetzungen dem heimischen Unternehmer den Vorzug zu geben, wenn er nicht mehr als vier Prozent teurer ist als der auswärtige.

Die Kosten belaufen sich voraussichtlich auf 670'000 Franken. Davon trägt die Stadt rund sechs Prozent. Etwa die Hälfte zahlt Swissgrid, die nationale Gesellschaft für optimale Stromverteilung. "Diesen Beitrag verdanken wir hauptsächlich dem Umstand, dass die Fischgängigkeit wieder hergestellt wird " erklärt Birk. Auch der Kanton und einige Organisationen beteiligen sich an den Kosten. Die Bauarbeiten beginnen voraussichtlich im kommenden Winter oder spätestens im Frühjahr 2022, je nach Wasserstand und Witterung, wurde nun angekündigt.

Noch ist man nicht am Ziel

"Nach Abschluss der Arbeiten wollen wir bachaufwärts weiter machen", sagt Birk. Ihm schwebt ein gemeindeübergreifendes Projekt vor. Mit Peter Mathys, Gemeindepräsident Basadingen-Schlattingen, führte er erste Gespräche. Es gehe darum, den Geisslibach auf seiner ganzen Länge in den Gemeindegebieten Diessenhofen und Basadingen-Schlattingen zu renaturieren und die freie Fischwanderung herzustellen, so wie sie im Gewässerschutzgesetz verankert ist.

Wochenblatt @: Oliver Fiedler