Das Labyrinth zur kulturellen Unterstützung

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Mittwoch, der 18. November 2020: Wir – und mit uns ganz Deutschland – befinden uns derzeit im zweiten Lockdown ... doch stimmt das so?

Für die Kulturbranche ist es immer noch die erste Corona-Welle, in der sie droht unterzugehen oder weggespült zu werden. Chris Metzger, Musiker und Stimmungsmacher, spricht im Interview mit dem Wochenblatt offen und deutlich über die Situation Kulturschaffender und Kollegen aus der Region: »Man fühlt sich alleingelassen, hilflos und viele fallen deshalb in ein großes Loch.« Eines wird aus dem gemeinsamen Gespräch besonders deutlich: Die versprochenen Hilfen sind (noch?) nicht angekommen. Doch wie kann das sein?

 

Ein Rückblick:

Der Kreistag richtet im Juli 2020 einen Corona-Kulturfond zur Förderung des freien Kulturschaffens im Landkreis Konstanz ein. Dafür stellt der Landkreis als Sockelbetrag 25.000 Euro zur Verfügung. Anhand dieses Betrags kann ein Höchstbetrag von 2.500 Euro pro Förderprojekt ausgezahlt werden – durch Spenden von privaten und institutionellen Geldgebern soll die finanzielle Unterstützung eingereichter Kunstprojekte auf 5.000 Euro erhöht werden können. Um die 40 Bewerbungen von Kunstprojekten gingen für den Kulturfonds ein – davon konnten insgesamt 24 Projekte durch finanziellen Zuschuss unterstützt werden, als Beitrag für ein Aufrechterhalten des öffentlichen Kulturlebens. Unter den vielfältigen Projekten fanden sich Textillustrationen oder Freiluftkonzerte in Seniorenheimen.

Ebenfalls im Sommer 2020 beschließt die Landesregierung, Kunst und Kultur mit einem Gesamtbetrag von 50 Millionen Euro, die auch einen Hilfefonds für pandemiebedingt in finanzielle Not geratene Kunst- und Kultureinrichtungen in Baden-Württemberg und das Impulsprogramm KUNST TROTZ ABSTAND umfassen, finanziell zu unterstützen. »Darüber hinaus wurden bereits mehr als 75 Millionen Euro Soforthilfe an notleidende Künstlerinnen und Künstler direkt ausgezahlt«.

Hilfefonds und Unterstützungen sind demnach vorhanden - aber wieso kommen diese bei vielen Künstlern und Kulturschaffenden nicht an? Sind die Wege, die zu den dargestellten Hilfen führen sollen, doch mehr ein Labyrinth anstatt ein Rettungsweg? Doch nicht so direkt und einfach wie versprochen? Vielleicht braucht es hier ein Umdenken, um die Wege zu verdeutlichen oder Wegmarkierungen aufzustellen. Auf unserer Titelseite vom 18.11. werden wir eben solche Fragen stellen und Ihnen, sofern es diese bereits gibt, klaren Antworten und Zahlen aufzeigen.

 

Zurück zum Hier und Jetzt: Kulturschaffende und viele weitere Berufsgruppen im »Backstage-Bereich« befinden sich weiterhin im Berufsverbot und um die Live-Musik ist es bedrohlich still geworden. Vor allem das Gefühl, vergessen worden zu sein, schmerzt – denn hier wird mehr gebraucht, als nur »tolle Überschriften und Versprechungen«, so Chris Metzger im Wochenblatt-Interview. »Ich bin dennoch sehr positiv eingestellt über die neueste Hilfestellung, welche es für den Monat November geben soll, und gleichzeitig gespannt, ob diese so in die Tat umgesetzt wird, wie medial angekündigt.« Eine dieser Hilfen stellt das milliardenschwere Rettungsprogramm für den Kultur- und Medienbereich NEUSTART KULTUR dar: »Im Fokus stehen dabei vor allem Kultureinrichtungen, die überwiegend privat finanziert werden. Sie sollen in die Lage versetzt werden, ihre Häuser erneut zu öffnen und Programme wieder aufzunehmen, um Künstlerinnen, Künstlern und Kreativen eine Erwerbs- und Zukunftsperspektive zu bieten.« (Quelle:) Diese Neustarthilfe beinhaltet laut der gemeinsamen Pressemitteilung des Bundesministeriums einen einmaligen Geldbetrag bis zu 5.000 Euro und soll den Zeitraum bis Juni 2021 abdecken.

In einem Video-Aufruf appelliert Chris Metzger dennoch an jeden von Ihnen: »Seid solidarisch, unterstützt die Leute mit dem Kauf von Gutscheinen oder auf einer anderen Art und Weise.« (Das Video von Chris Metzger finden Sie hier)

Wir wiederum appellieren an die Politik, auch im Bereich Kunst und Kultur mehr Transparenz zuzulassen. Ohne den richtigen Wegweiser verlieren sich viele auf der Suche nach der richtigen Anlaufstelle und hoffen auf den so dringend benötigten Perspektivenwechsel der Regierung: den Blick vom Standpunkt der betroffenen Berufsgruppen aus und – ganz wichtig – das gegenseitige Wahrnehmen, um gegen die Stille anzukämpfen.

 

 

 

 

 

 

Wochenblatt @: Kim Kroll

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