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Johannes Müller, Pfarrerssohn aus Schaffhausen hat aller Wahrscheinlichkeit nach den Begriff "Bundesrepublik" ausgeheckt, der 1949 der Anfang eines neuen Deutschlands werden sollte: 1786 ließ er den Begriff erstmals drucken, eingefallen sein muss er ihm bei einer Übersetzung des Hauptwerks des französischen Staatsphilosophen Montesqieu.

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Erfand die Bundesrepublik: Johannes Müller

Montesqieu schrieb 1748, acht Jahr vor seinem Tod, sein bekanntestes Werk "De l`esprit des loix (Vom Geist der Gesetze)". Wenn eine Republik klein sei, werde sie durch eine fremde Macht zerstört, wenn sie groß sei, zerstöre sie sich selbst durch ein inneres Übel, stellte der politische Vordenker darin seine These auf. Das gelte sowohl für Demokratien wie für Aristokratien. "Somit scheint es unausweichlich, dass die Menschen immer unter der Herrschaft eines einzigen leben müssten, wenn sie sich nicht eine Art von Verfassung ausgedacht hätten, die alle inneren Vorteile eines republikanischen Regimentes mit der nach außen gerichteten Kraft eines monarchischen vereinigt. Ich spreche von der République fédérative . . ." Montesqieu zitiert Bespiele, geht auf Deutschland, Holland und das schweizerische Bündnissystem ein. In Frankreich wurde das Buch zum Renner der politisch denkenden Klasse. Nur: Es hatte noch niemand die "République fédérative" mit Bundesrepublik übersetzt. Johannes Müller, Pfarrerssohn in Schaffhausen, war gerade knapp über 20 Jahre alt, als er sich an Montesqieus Buch so begeisterte, dass er es ins Deutsche übersetzte. Und damit war er der erste, der den Begriff Bundesrepublik prägte. Gedruckt erschien Müllers "Bundesrepublik" erstmals 1786. In dem Druckwerk nannte Müller den 1785 von Friedrich dem Großen initiierten Fürstenbund in Deutschland "Bundesrepublik". Und ein weiterer Schweizer hatte danach erheblichen Anteil daran, dass die Wortschöpfung des Schaffhausener Pfarrerssohn Müller später nicht für die Schweiz selbst verwendet wurde. Der Schriftsteller Heinrich Daniel Zschokke nämlich sprach in einer völkischen Übersetzung von Müllers Buch "Des Schweizerlands Geschichten für das Schweizervolk", das heute noch im schweizerischen Geschichtsunterricht Eingang findet, von Freistaaten schweizerischer Eidgenossenschaft. Woher Deutschland im Jahr 1949 den Begriff Bundesrepublik nahm, bleibt letztlich ungeklärt oder ist zumindest ohne gewaltigen Aufwand nicht mehr nachzuvollziehen . . .

Anatol Hennig


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