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Es war der Traum vom eigenen Unternehmen und der Wunsch, endlich mit seiner Familie auf einen grünen zwei zu kommen, die Johann Georg Fahr I. dazu antrieb, sich in Singen nach einem Standort für den Bau von Landmaschinen umzusehen. Doch Fahr landete in seinem Geburtsort Gottmadingen, er konnte die Neumühle günstig ersteigern und 1870 hatte er zwar 350000 Franken Schulden, aber ein eigenes Unternehmen und eine Perspektive, die im seine Anstellung in einer mechanischen Werkstätte in Schaffhausen nicht gab. 

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Fahr: Die Suche nach dem "Grünen Zweig"

1876 reichte er das erste Patent für ein "Räderschaltwerk" ein, schon 1878 wurden über 700 verschiedene Modelle gefertigt. Aber das lag daran, das landwirtschaftliche Geräte damals eben nach Kundenwunsch zusammengebaut wurden. Vieles waren Unikate. Ab den 80er Jahren vertrieb er amerikanische Erntemaschinen, bald fing er an selbst im industriellen Maßstab zu fertigen. Schon 1891 kam die Eisengiesserei in Stockach hinzu. Die Vision war damals 1900: So war auch der Arbeitstitel des Fabrikneubaus in Gottmadingen, der in den Folgejahren immer weiter vergrössert wurde. 1911 wurde aus dem Familienunternehmen eine Aktiengesellschaft und blieb doch ein Familien-Aktiengesellschaft.

Die beiden Weltkriege brachte empfindliche Einschnitte, obwohl hier zum Teil Kriegsgerät produziert wurde, als Friedrichshafen ausgebombt war. Eine erste Kooperation mit KRUPP scheiterte schnell zwischen den Kriegen, wegen Qualitätsproblemen der Waffenschmiede bei Zivilprodukten. Schon bald nach dem 2. Weltkrieg wurden Erntemaschinen für die franzöischen Besatzer gebaut, jetzt kamen die goldenen Jahre, bald wagte man den Sprung nach Argentinien. Und fiel auf die Nase. Durch den Umsturz in Argentinien ging die Tochtergesellschaft sozusagen "verloren", ein Abenteuer, das Millionen kostete. Bis 1962 war Fahr eine reine Familienaktiengesellschaft, doch dann stieg Klöckner-Humbold-Deutz mit ins Boot.

Die Kooperation mit KHD bedeutete schon damals, dass die erst 1938 aufgenommene Schlepperproduktion Mitte der 60er Jahre "geopfert" werden musste, der besseren Erträge mit straffer Produktionslinie wegen. 1961 sollte der Kreiselheuer zum großen Erfolgsmodell werden, Versuche, auch ein Auto in Gottmadingen zu produzieren. Scheiterten indess. Das "Fahr-Mobil" gab es nur als Prototyp. Zum 100jährigen Bestehen bröckelte der Glanz des Unternehmens bereits. 1973 schied das letzte Mitglied der Familie Fahr mit Helmut Fahr aus.

Aus heutiger Sicht war der 1975 mit KHD geschlossene "Vertrag über die Beherrschung und Gewinnabführung" das Todesurteil von "üser Fabrik" sein. 1988 äusserte KHD seinen Willen, das Ende von Fahr. Die Nachfolgegesellschaft "Greenland" hielt den Landmaschinenbau in Gottmadingen aufrecht, vor einem Jahr verschwand dieses Unternehmen von der Bildfläche und wurde durch das Norwegische Unternehmen "Kverneland" übernommen. Seit 1988 gab es hier keine schwarzen Zahlen mehr. Die zu bekommen, ist derzeit die Chance der hier noch beschäftigten Mitarbeiter auf einen Arbeitsplatz für die nähere Zukunft.

Oliver Fiedler


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