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Standortentscheidungen waren auch schon Ende des letzen Jahrhunderts trotz aller Euphorie für die neue Technik eine nicht unproblematische Sache. In vielen Chroniken von Unternehmen, die sich in dieser Zeit gründeten ist von ganz anderen Plänen die Rede. Fahr hätte in Singen sein können, auch das Unternehmen Allweiler. Und Georg Fischer in Rielasingen. Doch es wurde anders entschieden.

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Eine Standortsuche fast wie heute

Das in Schaffhausen beheimatete Unternehmen Georg Fischer fühlte sich im Aufwind. Denn nach und nach wurden die Wasserversorgungssystem ausgebaut und vor allem die bis dahin gebräuchlichen Wasserleitungen aus Holzstämmen (so was gab es wirklich) durch Eisenrohre ersetzt. Und dafür brauchte es Verbindungsstücke, die eben die Firma Georg Fischer herstellte. Den Boom ab Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts im Auge, suchte das Unternehmen einen Standort im deutschen Wirtschaftsgebiet.

Eine Annonce brachte zunächst wenig Erfolg. Der befreundete Unternehmer Johann Georg Fahr aus Gottmadingen sollte den neuen Standort finden. Und er wurde schnell fündig. In Rielasingen fand er ein Grundstück das den drei geforderten Kriterien der Industriellen am besten entsprach: Nähe zum Stammwerk Schaffhausen, mögliche Nutzung der Wasserkraft und eine gute Anschlussmöglichkeit an die Bahn. Die Rielasinger Gemeindeverwaltung stand diesem Projekt 1893 sehr positiv gegenüber. Fast alle zogen bis auf ein paar "Hetzer" an einem Strang. Letztlich war es die Aach, die zu dieser Zeit auch schon die die Textilfabrik Troetschler und die Fabrik der Ten Brinks genutzt wurde, die alles ins Stocken brachte. Schon Ende 1893 waren die Pläne bis zur Baureife gediehen, Genehmigungen angekündigt. Troetschler und die Gemeinde Singen erhoben Einspruch gegen die Genehmigung.

Das Unternehmen Georg Fischer kam in Druck, denn die Zeit drohte zu verstreichen, keiner wußte, wie lange der Boom bei Fittings noch anhalten würde. Und ein Stück vom Kuchen hatte die Giesserei allzugerne gehabt. Georg Fischer ging aufs ganze: Er bestellte schon mal den Bauunternehmer. Da spielte Troetschler seine Karten aus. Weil die Abflussgeschwindigkeit der Aach durch den folgenden Stausee von Georg Fischer verlangsamt werden, würde der Kanal verkiesen und versanden. Troetschler hatte viele Grundstücke am Ufer aufgekauft und war so richtig "betroffen". Fischer ging die Zeit aus, die wollte er nicht in Gerichtsverhandlungen verstreichen lassen. Nach einem Ortstermin am 17. November 1893 wurde wohl umgepolt: Schon am 25. November hatte Fischer ein Grundstücksangebot aus Singen. Und kaufte weitere Grundstücke. In Rielasingen schlug diese Nachricht wie eine Bombe ein. Doch es war zu spät.

Dass Fischer damals auf die Wasserkraft als Energielieferant verzichtete, war gar nicht falsch. Auch die Ten Brinksche Weberei brauchte bald eine Hilfsdampfmaschine, weil die Aach nicht mehr die Energie liefern konnte, die solch ein Fabrik gebraucht hätte. Und die Fischerschen Planungen hatte die Wasserführung noch höher angesetzt, als sie tatsächlich war. Es ging dann sehr schnell: Am 2. Februar 1894 behandelte der Singener Gemeinderat die Baugesuche Fischers. Die Singener Gemeinderäte kannten den Unternehmer zu diesen Zeitpunkt noch gar nicht und lud ihn deshalb zur Vorstellung ein. Im August 1895 erfolgte der erste Guss.

Oliver Fiedler


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