Trotz der zunächst schwachen Gewerkschaftsvertretung verfügten die Maggi-Arbeiter bald über Arbeitsbedingungen, um die sie vielfach beneidet wurden. Rechte waren erst einmal materielle Zuwendungen für die Arbeiter. Basis für die Verwirklichung des "besseren Lebens" war das Würzgeheimnis in den kleinen Maggi-Fläschchen. Zwar mussten alle Arbeiter geloben, auch nach dem Ende ihrer Tätigkeit in der Firma Stillschweigen zu bewahren. Die starke Fluktuation unter den Arbeitern führte aber zu Besorgnis in Unternehmerkreisen.
Schon früh wurden Wege ersonnen, um die Arbeiter stärker an den Betrieb zu binden. So gab es bezahlte Ferientage in Abhängigkeit von der Länge der Betriebszugehörigkeit oder einen bezahlten freien Nachmittag für die Hausarbeit. Ein wilder Streik im Singener Maggi-Werk 1907 zeigte einen Grundkonflikt zwischen Gewerkschaft und Belegschaft. Die Arbeiter wollten die Unterstützung der Gewerkschaft, die Gewerkschaft wollte, dass die Arbeiter sich organisieren.
Der "Volksfreund" spricht davon, dass organisierte Arbeiter im Werk nicht geduldet werden. Ohne Hilfe der Gewerkschaft setzt die Belegschaft eine Lohnerhöhung von zwei Pfennig pro Stunde durch. Unter Beteiligung von Julius Maggi gehen aus diesem Streik die sogenannten "Arbeiterausschüsse" hervor, die Mitspracherechte bekamen in Fragen von Unfallverhütung und Bußgeldern, der Festsetzung von Lohnnormen und Arbeitszeit, der Verwaltung von Wohlfahrtseinrichtungen wie dem Mädchenheim und Beschwerden aus der Arbeiterschaft. Damit wurde der Arbeiterausschuss zu einem Vorläufer des Betriebsrats. 1911 wurde ein erster fabrikeigener Tarifvertrag abgeschlossen.
Angela Stadthaus