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Die Naturfreunde wurden 1895 in Wien von Alois Rohrauer, Georg Schmiedl und Karl Renner, dem späteren Kanzler Österreichs gegründet. Ziel war es die Arbeiter aus den Wirtshäusern und wie wir heute sagen würden zu einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung zu bringen.

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Die Naturfreunde in Singen zwischen 1912 und 1933

Schnell verbreitete sich der neue Verein über München und vor allem über die Schweiz. So steht in der Verbandszeitschrift vom März 1912, daß die Schaffhauser Naturfreunde in Singen eine Zahlstelle gegründet hätten und erwarten, daß daraus bald eine selbständige Ortsgruppe wird. Bereits am 22. April 1912 wurde in Singen die achte badische Ortsgruppe gegründet. Der erste Vorsitzende war damals Karl Langer. Ganz im Sinne der österreichischen Gründerväter wurden Touren geplant und durchgeführt.

Diese Touren führten in die nähere Umgebung und natürlich zu den Freunden in der Schweiz. Jäh unterbrochen wurde diese Vereinstätigkeit durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges. Die Mitglieder der Naturfreunde waren bis zum Kriegsbeginn hier in Singen noch wenig politisch aktiv. Die Naturfreunde als einer der Arbeiterkulturvereine entwickelte sich nach dem Krieg schnell weiter. Die Naturfreunde waren innovativ in der Entwicklung des Sozialtourismus, d.h. sie ermöglichten preiswerte und erschwingliche Ferien für Kinder und Familien. In Singen z.B. wurden gemeinsam mit der SAJ (Sozialistische Arbeiterjugend) Kinderferienlager im Körbeltal organisiert.

Die Mitglieder der Naturfreunde hatten zu jener Zeit nicht die Chance eine weiterführende Schule zu besuchen. So war eine wichtige Aufgabe bei den Naturfreunden die Weitergabe von Wissen. Heinrich Weber z.B. der unvergessene 1. Obmann war Experte als Mineraloge, Geologe und Naturkundler. Geschichte, Natur- und Heimatkunde, Literaturkenntnisse, Kenntnisse in bildender Kunst und Sozialverhalten wurde vermittelt. Ein umfangreiches Allgemeinwissen trotz fehlenden Besuchs höherer Schulen war ein das Ziel. Politisch standen die Naturfreunde in dieser Zeit unverkennbar der SPD nahe. So war Heinrich Weber z.B. von 1924 bis 1933 Mitglied im Bürgerausschuß. 1933 nach der Machtergreifung der Nazis kam das Ende; die Naturfreunde wurden verboten und das gesamte Vermögen beschlagnahmt. Die Singener Naturfreunde haben in dieser Zeit den Schaffhauser Naturfreunden beim Ausbau des Buchberg-Hauses geholfen.

Heidi Lorenz-Schäufele


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