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Geschichte des Landkreises Konstanz

Carl Diez kämpfte

Am 21. September 1933 haben ihn die Nazis in "Schutzhaft" genommen. Er war ein Mahnmal für das Zentrum und die neue Weimarer Demokratie: Carl Diez. Nach der ersten Festnahme stand er am Grab seiner Eltern in Öhningen. Es sollten mehrere werden. Radolfzell war kein "fideles Gefängnis", aber durchlässig für Hilfen. So konnte auch seine Tochter den Reichstagsabgeordneten der ersten deutschen Republik "versorgen". Die Zelle teilte Carl Diez, der Vater des späteren Singener Oberbürgermeisters, mit seinem Freund Helmut Schrott, aber auch mit dem Singener Redakteur Max Porzig, einem reinrassigen Sozialisten. In seinen Lebenserinnerungen bezeichnet ihn Carl Diez als "ordentlichen Menschen".

Carl Diez dokumentiert in seinen Lebenserinnerungen den Wandel in Deutschland: Bereits am 19. Februar 1931 wurden ihm in Radolfzell morgens um 2 Uhr die Fensterscheiben eingeschlagen. Hitlerbuben waren es, fünf Täter wurden ermittelt. Unterdessen ist der Reichstagsabgeordnete weiter idealistisch aktiv. Dass am 20. September 1931 die Erzberger-Kapelle in Bad Griesbach eingeweiht werden kann, ist ein Erfolg für ihn. Er ist für das Zentrum beim Apotheker-Kongress und fährt bis ans Schwarze Meer in politischem Auftrag. Doch daheim brennt es: Am 7. Mai 1932 ist Gerichtsverhandlung in Karlsruhe. Ein Schriftleiter der NS-Zeitung hat neben Diez auch den Singen Bürgermeister Dr. Kaufmann und Zentrums-Führer Dr. Föhr des Hochverrats bezichtigt. Sechs Monate Gefängnis war die Folge.

Doch nach 1933 wurde das Urteil aufgehoben. Die neue Zeit hatte begonnen. Am 5. Mai konnte sich Carl Diez nochmals für eine Kandidatur beim Zentrum durchsetzen. Der Wind blies ihm ins Gesicht. Am 31. August legt Diez sein Amt als Präsident des katholischen Männervereins nieder: "Ängstliche Gemüter", so Carl Diez, glaubten, ohne "Belastete" besser durchs Dritte Reich zu kommen. Diez in seinen Aufzeichnungen: "Am 16. und 17. November bin ich letztes Mal in Berlin und treffe ebenfalls letztmals eine Anzahl lieber Freude."

Hans Paul Lichtwald


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