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Nach dem Zweiten Weltkrieg war es am drängendsten: Wohnraum war überlebenswichtig. Die Heimatvertriebenen brauchten eine neue Wohnung. Das war schwierig in der französischen Zone, denn die Franzosen waren bei der Konferenz von Yalta gegen die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten. Jetzt sollten auch die anderen die Vertriebenen nehmen! Doch so einfach ging es auch in Südbaden nicht: Die Vertriebenen waren einfach da! 1948 stellten sich die Franzosen dem Problem: Sie beriefen Emil Sräga, den Mann aus Prag, zum Wohnungsbaureferenten

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Geschichte des Landkreises Konstanz

Die Genossenschaft schafft Wohnraum

Sräga nutzte die Gunst der Stunde. Er nahm Kontakt zu den Großbetrieben auf. Der Lebensmittelhändler mit der Bierniederlassung wurde zum Häuserplaner. Die erste Richtkrone stand am Schnaidholz schon 1950. Bis zur Genossenschaftsgründung dauerte es noch bis zum 14. Dezember 1952 im Singener "Scheffelhof", damals gegenüber dem Bahnhof. Sräga wurde Vorsitzender, eine Erfolgsgeschichte begann. Auch 1950 stand der erste Richtbaum bei der "Neuen Heimat" in Radolfzell, der heutigen Familienheim.


Das war die katholische Hilfsabteilung. Das Diakonische Werk baute einmal in Singen in der Spazzostraße. Dann erlosch dort das Engagement. Andere leisteten das Notwendige. Die "Hegau" fand in Stockach einen ähnlichen Partner. Dort hatte der Vertriebene Paul Ruhnke auch einen solchen Weg beschritten. Zusammen wurden sie stark. Bald dehnte sich diese Baugenossenschaft auf den ganzen Kreis aus. Selbst nach Konstanz wagte sich die Singener Baugenossenschaft, denn da stand eine Menge Selbstbewußtsein dahinter. In Gottmadingen und Engen entstanden eigene Baugenossenschaften. Später suchten sie oft den Weg in Kooperationen. Das Modell vorgemacht hatte in Singen 1910 der "Bauverein". Anders nannte man in Singen in den 50er Jahren die "Gemeinnützige Baugenossenschaft Oberzellerhau" nicht.


17 Eisenbahner hatten die Genossenschaft gegründet. Bis zum Ersten Weltkrieg standen die ersten 28 Wohnungen. 1911 erfolgte die Baugenossenschaft Gartenstadt, die erst Werkswohnungen bauen wollte. Erste Verhandlungen über die Zusammenarbeit gab es 1913. Der Zusammenschluß kam aber endgültig erst 1940 zustande, was das Datum der Genossenschaft ist. Die Singener Chronik ist da zu korrigieren. 550 Wohnungen gehörten dann um Bestand, auf dem nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut wurde. Eng verbunden ist der Aufschwung mit Karl Schneider, der hier Pionierarbeit geleistet hat. Die Idee der Genossenschaft konnte sich in Singen lange nicht durchsetzen. Die Großbetriebe bauten eigene Werkswohnungen, um Mitarbeiter anlocken zu können. Die Stadt Singen sorgte sich um die Versorgung der Sozialschwachen selbst. Erst 1971 konnten hier die letzten Baracken in der Etzwielerstraße abgerissen und verbrannt werden. Dafür entstand ein neuer, schmucker Stadtteil wie im Bruderhof. Singen hatte nachgerüstet. Der Stolz der Genossenschaftsmitglieder blieb: Sie hatten keine Miet- sondern Nutzungsverträge. Ein Stück Eigentum.


Hans Paul Lichtwald


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