Jahr/Epoche

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Die 60er Jahre waren Jahre des Umbruchs - auch in der Medienlandschaft. Kritisch wurden auch die Zeitungen hinterfragt. Während Studenten 1967 in Esslingen die Auslieferung der Bild-Zeitung blockierten, gründete in Singen ein richtiger Jungsozialist einen Verlag: Das Singener Wochenblatt. Hans-Joachim Frese hatte erkannt, dass die Zeit reif für so ein Produkt war. Die Singener Geschäftsleute suchten nach einer neuen Bühne für ihre Produkte. Hier konnten sie diese finden.

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Zeit war reif fürs Wochenblatt

Aber aller Anfang ist schwer: Staunend entnahmen die Singener im September 1967 ihrem Briefkasten das neue Medium, das sofort mit einem kleinen redaktionellen Teil begann. Das war die Handschrift des jungen Verlegers, der schon damals den journalistischen Anspruch des Blattes im Blick hatte. Frese brauchte Partner. Er brauchte Finanziers, eine Druckerei und einen eigenen Vertrieb. Als er die technischen Herausforderungen im Griff hatte, eine Einbindung dieses Singener Wochenblatts in sonstige Verlagsstrukturen aber nicht möglich war, startete er allein durch. Es sollte die Erfolgsstory in der südwestdeutschen Medienlandschaft werden!

Partner war der Handel. Und dieser Partner formierte sich 1969 mit dem Singener City-Ring. Da herrschte Aufbruchstimmung in der Stadt. Singen positionierte sich erstmals als Einkaufstadt mit einem weltoffenen Sortiment. Und das Wochenblatt transportierte immer mehr diesen aktiven Geist. Ein Beispiel war 1977 das City-Fest: Zum Zehnjährigen des Wochenblatts holte Frese den berühmten Wim Toelke nach Singen auf eine riesige Bühne vor Heikorn. Der Talkmeister der Nation zu Gast in Singen, das gab dem Fest den Pfiff. Das Singener Wochenblatt wuchs in den Kreis. Es folgte das Hegauer Wochenblatt ebenso wie das Radolfzeller und Stockacher Wochenblatt. Das Besondere: Alle Lokalausgaben haben auch ihren eigenen Lokalteil. Die Redaktion wuchs wie der ganze Verlag. 1987 kam noch die eigene Technik im Hause der früheren Bäckerei Hall hinzu.

Hans-Joachim Frese hat beispielhaft gezeigt, wie unternehmerische Kontinuität gesichert werden kann. Bereits 1991 übernahm seine Tochter Carmen Frese-Kroll die Leitung des Verlags. 1992 konnte im Konstanzer Konzil das 25Jährige des Wochenblatts gefeiert werden. Einig waren sich die hochkarätigen Gäste, dass diese Region ohne das Wochenblatt nicht diese dynamische Entwicklung genommen hätte. "Der Kunde muss den Nutzen haben," ist eine Devise der Verlegerin. Information und Dienstleistung stehen oben an. Und natürlich ist kritischer Geist gefordert. Schließlich war der Verlagsgründer, der zum Bilderbuchunternehmer wurde, am Anfang ein streitbarer Juso. Ein richtiger 68er!

Hans Paul Lichtwald


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