Jahr/Epoche

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Die Wertschätzung für eine Altstadt gab es nicht immer in der Weise, wie man sich das heute vorstellt. Die Entscheidung des damaligen Engener Gemeinderats Anfang der 70er Jahre die Gebäude rund um den historischen Marktplatz abreißen zu lassen, damit dort mehr Platz für Parklätze ist, mag eines der berühmten Symbole für den Zeitgeist dieser Jahre gewesen sein. Es kam glücklicherweise anders. Auch weil der damals in Engen frisch gewählte Bürgermeister Manfred Sailer das wirtschaftliche Potential erkannte, dass in einer Sanierung der Altstadt lag. Kurz vor dem Ruhestand Manfred Sailers, nach 24 Jahren, konnte an diesem Marktplatz, der heute ein beliebtes Fotomotiv von Tagestouristen ist, eine Tafel zum Abschluß dieser Sanierung angebracht werden. 

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Die neuen Innenstädte

Rund 100 Millionen Mark, so die Schätzungen, wurden in dieser Zeit in die Sanierung der Engener Altstadt von der Kommune, dem Land über Zuschüsse und von Privatleuten investiert. Heute gilt diese Altstadt wieder als Kleinod, hat einen ganz besonderen Charme entwickeln können, wenn auch die wirtschaftliche Position im Einzelhandel durch die Sanierung nicht gestärkt werden konnte. Dafür das Lebensgefühl. Aber die Frage nach den Parkplätzen drängt wegen der nicht unkomplizierten Topografie auf dem Berg trotz eines mit Millionenaufwand erstellten Parkdecks noch immer. Auch in Radolfzell befand sich eine Altstadt im Niedergang. Die 80er Jahre wurden hier zu einer Phase der Neubesinnung. In mehreren Phasen wurde diese Altstadt nicht nur saniert, sondern auch mit neuen Funktionen versehen.

An der Peripherie eine Einkaufspassage am Höllturm (nicht ohne Startprobleme) und eine Menge Gastronomie, die diese Altstadt wieder zum größtenteils autofreien Lebensmittelpunkt machen konnte. Allerdings: Entscheidungen, großflächigen Einzelhandel vor den Toren der Stadt autogerecht anzusiedeln, gab es freilich schon in den 60er Jahren, als man eben über das Thema Innenstadt noch nicht so dachte wie heute. Darunter hat diese bezaubernde Altstadt durch weitere Ansiedlungen aber bis heute zu leiden. Sie ist irgendwie Nebenzentrum geworden. Ein Phänomen der 80er Jahre, die zwar die Restaurierung focussierten, aber die Lücken vor der Stadt noch offen ließen.

In Gottmadingen gab es eine Ortskernsanierung, die aus dem einst dörflichen Ortskern ein Zentrum machen sollte. Auch hier Investitionen von rund 100 Millionen Mark über 15 Jahre hinweg durch die öffentliche Hand und private Investoren. Hier konnte das Thema Zentrum neu belebt werden. Die Gemeinde hat tatsächlich dadurch eine neue Mitte gefunden. Doch eine Lücke wurde gelassen: Auf einmal entstand der großflächige Einzelhandel auf ehemaligen Fabrikgelände von Fahr. So schnell werden gute Konzepte entwertet, einige Flächen suchen schon länger wieder einen Betreiber im Ortskern.

Oliver Fiedler


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