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Kaum ein Volk aus der Vorgeschichte ist so bekannt wie die Kelten. Spätestens seit dem Gallier Asterix, der, was viele nicht wissen, ein Kelte ist, sind die Auseinandersetzungen zwischen Römern und dem widerborstigen kleinen Dorf mit seinen skurrilen Einwohnern, die Hinkelstein werfend die römischen Legionen Cäsars in den Wahnsinn treiben, fast allen bekannt. Allerdings beginnen "die Kelten" nicht mit Asterix - wir befinden uns in der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. -, es naht eher das Ende der keltischen Bevölkerung, die in Südwestdeutschland spätestens um 15 v. Chr. durch die römische Eroberung aus archäologischer Sicht weitgehend verschwindet.

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Geschichte des Landkreises Konstanz

Eine erste Hochkultur durch die Kelten

Zum ersten Mal wird ein Volk der Vorgeschichte auch namentlich überliefert. Die alten Griechen nannten die Bewohner nördlich der Alpen "Keltoi", wobei eine Differenzierung unterblieb. Die Etrusker und Römer sprachen von "Galli", die sich nach Cäsar selbst "Celtae" nannten. Ob dem so war wissen wir allerdings nicht. Sicher hingegen ist, dass es ein "einig Volk" der Kelten nicht gegeben hat, vielmehr sind wie bei den "Germanen" viele Stämme unter dem Begriff Kelten zu subsumieren. Als Ursprungsgebiet der Kelten wird heute das westliche Mitteleuropa des 8. Jhs. v. Chr. angesehen, wir befinden uns in der sogenannten "Hallstattzeit".

Im Anschluss an die vergangene Urnenfelderkultur der späten Bronzezeit entwickelte sich nun ein Formenspektrum, das als keltisch angesprochen wird, wobei man davon ausgeht, dass diese Entwicklung nicht durch eingewanderte Bevölkerung ausgelöst wurde, sondern sich aus der ansässigen entwickelte. Spektakuläre Höhepunkt der frühen Kelten ist sicher in der Epoche der Fürstengrabhügel des 6. und 5. Jhs. v. Chr. zu sehen, in der sich wohl Stammesführer in großen Holzkammern unter gewaltigen Grabhügeln mit meterdicken Steinpackungen sowie außerordentlich reichen Grabbeigaben bestatten ließen. Als das wohl bekannteste Beispiel hierfür ist der Fürst von Hochdorf zu nennen, dessen Grab zwischen 550 und 500 v. Chr. angelegt wurde.

Seine Grabausstattung mit einem gewaltigen Bronzekessel, der wohl als Weinbehälter diente und vielen weiteren Objekten, die die Einflüsse der mediterranen Lebensweise widerspiegeln, demonstriert die herausragende gesellschaftliche Stellung der damals herrschenden Klasse auf eindrucksvolle Weise. In der sich anschließende Periode, nach einem Fundort in der Schweiz als Laténe-Zeit bezeichnet, endet die Zeit der Fürstengräber abrupt; eine Umstrukturierung der Gesellschaft scheint der Auslöser gewesen zu sein. Erst gegen Ende des 2. Jhs. und dann besonders im 1. Jh. v. Chr. bilden sich große Siedlungen, z.T. durch Mauer- und Wallanlagen geschützt, mit Wohn- und Handwerksbauten, mit öffentlichen Gebäuden und Straßen, die nach Cäsar "oppida" bzw. "oppidum" genannt werden.

Es sind keltische Stadtanlagen, die zum beherrschenden Siedlungsbild der späten Laténe-Zeit wurden. Cäsar berichtet in seinen Kommentaren zum Gallischen Krieg über diese oppida und auch die archäologischen Ausgrabungen haben tiefe Einblicke in das keltische Stadtleben ermöglicht. Viele dieser Siedlungen scheinen um die Mitte des 1. Jhs. v. Chr. plötzlich verlassen worden zu sein, was im allgemeinen auf den Auszug der Helvetier, einem keltischen Stamm, der ungefähr im Gebiet der heutigen Schweiz ansässig war, zurückgeführt wird. Die Helvetier versuchten ins westliche Gallien auszuwandern, kamen dabei aber Cäsar ins Gehege. Dieser besiegte sie in einer Schlacht und schickte sie wieder in ihr Heimatgebiet zurück, um eine Ausbreitung der Germanen nach Süden zu verhindern. Nicht alle oppida wurden vollständig geräumt, einige bestanden bis zu einem für die weitere Entwicklung Südwestdeutschlands höchst bedeutsamen Ereignis. 15 v. Chr. begann durch die Stiefsöhne des Kaisers Augustus, Tiberius und Drusus, die römische Okkupation und es entstand die römische Provinz germania superior. Die Eroberung beendete weitgehend die keltische Kultur in Südwestdeutschland, von der noch zahlreiche, aber meist kaum modern untersuchte Grabhügel wie beispielsweise die in Orsingen-Nenzingen oder bei Engen sowie bei Allensbach und Hegne künden. Keltische Siedlungs- und Grabreste wurden zum Beispiel auch in Singen und in Konstanz bei Ausgrabungen gefunden und zeigen, dass das Bodensee- und Hegaugebiet schon vom 8. Jh. - zum 1. Jh. v.Chr. nichts von seiner Anziehungskraft für die Menschen verloren hat.

Dr. Patrick Rau


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