Singen. Wie entsteht aus einem rohen Marmorblock von anfänglich über 20 Tonnen Gewicht und 3,20 m Höhe eine leichte, filigrane, nahezu schwerelose Skulptur von schlussendlich 1500 Kilogramm? Sie ist mit weiteren beeindruckenden Werken nun im magischen Museum MAC zu bewundern, wohin letzten Freitag zur erstmaligen, stimmungsvollen Vernissage der Werke von Frank Teufel in Singen eingeladen war.
Die zahlreichen Gäste verfolgten per Bild und Video fasziniert diese Reise von der ersten Idee auf einem Blatt Papier über den Steinbruch am Marmara-Meer bei Troja und das Sägewerk bis hin zum letzten Feinschliff am Objekt. Man erlebt den 53jährigen, international bekannten Tuttlinger Künstler in dessen Werkstatt, kreativ eingehüllt in Staub, Schweiss und dem Lärm von Kettensägen und eigenen Hammerschlägen. Familial in 4. Generation stehend, wird handwerkliches Können auf höchstem Niveau sichtbar, geprägt von seiner Lehre im elterlichen Betrieb, den Abschlüssen der Meisterschule für Steinmetze und Steibildhauer in Mainz sowie eines Studiums an der Akademie für Gestaltung in Ulm.
„Mein Thema ist der Mensch“, so Teufel, „in seinen Beziehungen und seiner Bewegung“. Er reduziert diese auf wenige Körperlinien, erschafft figürliche Silhouetten solcher Leichtigkeit, dass die Schwere des Ausgangsmaterials aufgehoben scheint, Grenzen der Statik meisterlich sichtbar gemacht werden. Dahinter steht, so Kurator Manuel Mossherr von Premium Modern Art in Heilbronn, „Training, Training, wie im Spitzensport, denn wenn etwas leicht aussieht, sieht man die schwere Arbeit nicht, die dahintersteckt“. Teufel schaffe „Perfektion am Rande des Unmöglichen“, gehe „bei der Entmaterialisierung des Steins über das Machbare hinaus“, so der Kurator.
Der Künstler lobte Schlosser Jürgen Kranz für dessen große Hilfe bei der jeweiligen „Hochzeit von Sockel und Skulptur“. Er dankte dem gastgebenden Ehepaar Hermann und Gabriele Unbehaun-Maier herzlich für die Einladung nach Singen. Teufel arbeitet bereits mit Basalt-Lava und würde sich über eine Skulptur im lokalen öffentlichen Raum sehr freuen. Dies wäre ganz im Sinne Hermann Maiers, denn damit würde Teufel eine Tradition fortsetzen, mit regionsbezogenen Materialien zu arbeiten die vor 35 Jahren mit der Sammlung für das »Klämmerle« am Steißlinger Kreisel begann – auch wenn es damals Muschelkalk gewesen war.
Wochenblatt @: Stefan Mohr