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Faszination Nachthimmel

Gemeinsam in die Sterne schauen: Das Team der Sternwarte Singen. SWB-Bild: de.

Es ist der Nachthimmel, der seit jeher fasziniert… Ein Phänomen, dem sich kaum einer entziehen kann und das immer wieder aufs Neue beindruckt. Schon vor tausenden von Jahren fühlten sich die Menschen von den Sternen angezogen.  Später waren es bedeutsame Wissenschaftler wie Galileo Galilei, die wichtige astronomische Erkenntnisse ergründeten, auf deren Grundlage unser heute Wissen beruht. Ein Artikel über die Entdeckung der Sterne in der Singener Volkssternwarte

Es ist 20.00 Uhr Abends und die Sonne steht noch recht hoch als wir in der Singener Volkssternwarte eintreffen, die sich auf dem Dach der Zeppelin-Realschule in der Rielasinger-Straße 37 befindet. Ein langer Sommertag Mitte Juli neigt sich dem Ende zu. Nur ein paar Schleierwolken sind noch am Horizont zu sehen als wir nach gefühlt 100 Stufen oben ankommen, wo sich auch das Herzstück der Sternwarte befindet: die drei Meter hohe Kuppel mit ihrem Teleskop in der Mitte. Der Grund für das außergewöhnliche Treffen der Vereinsmitglieder an diesem Abend ist die partielle Mondfinsternis über Deutschland, bei dem sich der Mond zu zwei Dritteln verfinstert. Dies soll heute gegen 22.01 Uhr geschehen.

Ein Schauspiel wie aus dem Bilderbuch

Ausgerüstet mit Ferngläsern, Kamera und Stativ fiebert die gesamte Truppe – inklusive uns als Besucher – der langsam einsetzenden Dämmerung entgegen. Gegen 21.30 Uhr ist es dann soweit: von einer Sekunde auf die andere erscheint der Mond am Horizont, feuerrot und kugelrund. Kurz nach 22.00 Uhr tritt der Mond dann in den Kernschatten der Erde ein. Dabei befinden sich Sonne, Erde und Mond auf einer fast geraden Linie, sodass ein Teil der Mondoberfläche den äußeren Rand des Erdschattens streift. Mit anderen Worten: In den nächsten Stunden wird sich die feuerrote Kugel in eine schmale Sichel verwandeln. Ein Schauspiel wie aus dem Bilderbuch! Und für Hobbyastronomen ein wahres Himmelsspektakel!

Anschließend zieht sich der Mond wieder aus dem Kernschatten der Erde zurück, bis er ihn gegen ein Uhr schließlich ganz verlässt. Doch kurz davor, nämlich um 00.37 Uhr zieht noch einmal die Raumstation ISS über den nächtlichen Himmel. (Die Internationale Raumstation ISS umkreist die Erde in einer Höhe von ungefähr 400 Kilometern und braucht dafür jeweils 90 Minuten.) Ein weiteres Highlight in dieser Sommernacht ist der Blick durch das große Teleskop, wodurch die kraterartige Oberfläche des Mondes gut erkennbar ist. Gut zu sehen, aber deutlich kleiner, ist auch der Jupiter. Umkreist wird er von den vier Galileischen Monden, die nur durch das Teleskop zu sehen sind. (Der Jupiter hat insgesamt 79 Monde.)

Die Faszination für die Sterne fängt oft früh an  

„Die Faszination für die Sterne fängt oft mit dem Teleskop an. Manchmal beginnt sie aber auch schon viel früher während der Schulzeit“, erzählt Olaf Mears, der erster Vorstand der Singener Volkssternwarte ist. Dabei scheint es, dass jedes Vereinsmitglied andere astronomische Interessen verfolgt. Für Olaf Mears sind es beispielsweise diese unglaublichen Fotoaufnahmen, die entstehen, wenn die Kamera direkt an das Teleskop angeschlossen wird. „Dabei werden an die 4.000 Fotos gemacht, die so zusammengesetzt werden, sodass am Ende eine perfekte Aufnahme entsteht“, erzählt er begeistert. Doch auch die astronomische Geschichte, oder das Wissen um all die vielen Sterne und Planeten des Universums ist es, was die Mitglieder der Volkssternwarte dazu veranlasst immer mehr von der Materie verstehen zu wollen.

Dabei ist es eine lockere und junge Truppe, die sich hier ca. zwei- bis dreimal pro Monat auf dem Dach der Schule versammelt. Manchmal sind die Sterne allerdings nicht zu sehen. Zum Beispiel wenn es bewölkt ist. An solchen Tagen finden dann Fotopräsentationen oder wissenschaftliche Vorträge im Vereinsraum (ebenfalls im Dachgeschoss der Zeppelin-Realschule) statt, wo die einzelnen Vereinsmitglieder ihr astronomisches Wissen an die anderen weitergeben. Angeeignet haben sie sich das alles im Selbststudium, je nach Interessengebiet.

Doch egal welche Gründe dahinter stecken: das gemeinsame Sehen und Erleben steht bei den Treffen seit Anbeginn im Vordergrund – und zwar seit 35 Jahren. Denn so lange gibt es die  Singener Volkssternwarte schon. Heute bietet sie Besuchern je nach Jahreszeit und Konstellation der Gestirne die Gelegenheit den Mond, die Planeten sowie Sterne, Gasnebel und Galaxien am Nachthimmel – live –   durch die astronomischen Teleskope zu beobachten. Zum Beispiel beim Tag der offenen Tür, der einmal im Jahr stattfindet. Doch auch bei außerordentlichen Führungen erfahren Schulklassen und Interessierte mehr über Astronomie. „Gerade für Schüler ist das eine spannende Sache“, erzählt Olaf Mears, der es schade findet, dass Astronomie im aktuellen Lehrplan nur selten zu finden ist. Doch mittlerweile werden Kooperationen mit Schulen angestrebt, die das ändern sollen. Bei den Führungen wird übrigens nicht nur astronomisches Wissen vermittelt, sondern es wird auch über aktuelle Phänomene diskutiert – was es für große und kleine Besucher besonders spannend macht.

Info: Die Astronomische Arbeitsgemeinschaft der Volkssternwarte Singen e.V. (VSS) ist eine von einer Gruppe Amateurastronomen 1983 gegründete Volkssternwarte in Singen am Hohentwiel.  Das Aktivitätsgebiet umfasst besonders die Region des Hegaus. Wie jede Volkssternwarte versuchen die Mitglieder, die Faszination des Nachthimmels an andere weiterzugeben. „Über neue Mitglieder freuen wir uns jederzeit“, so Olaf Mears. „Wer Interesse hat, kann sich gerne bei uns melden“.

Die Sternenwarte bietet jeden Monat eine Führung für die Öffentlichkeit an und gerne kann man auch einzelne Gruppen zu einem separaten Termin anmelden.
(Näheres auf www.sternwarte-singen.de)

Wochenblatt @: Diana Engelmann